Wikipedia, die Online-Enzyklopädie, feiert heute den 15. Geburtstag. Historisch betrachtet war das von Ward Cunningham entwickelte Wiki die erste Plattform, auf der viele BenutzerInnen gleichzeitig auf relativ einfache Weise an einem Online-Text arbeiten konnten. Das allein war schon eine Errungenschaft. Die Wikipedia war dann aber die «Killerapplikation» für diese Plattform. Und so sind das Wiki und die Wikipedia zusammen eines der «Dreamteams» im Internet geworden. Zum Team gehören aber auch die Wikipedianer, das sind die Leute, die das Schreiben von Artikeln zum Hobby oder Beruf haben. Man weiss, dass die Wikipedia gar nicht so viele aktive User hat, wie man vermuten könnte, sondern dass eine gut vernetzte Gruppe von Wikipedianern hinter der Enzyklopädie steckt.
An Universitäten hat Wikipedia bei vielen immer noch einen zwiespältigen Ruf. Die Zwiespältigkeit entsteht aus hochschuldidaktischen Gründen: Wir wollen nicht, dass unsere Studierenden in der Wikipedia nachschlagen und mit der Antwort, die sie dort finden, zufrieden sind. Indes wissen wir, dass Studierende und Forschende sie rege benutzen. Google gibt die Wikipedia-Artikel auch als Top-Suchresultat aus und wir klicken vorzugsweise auf das, was Suchmaschinen uns zuoberst ausgeben.
Nun, die Wikipedia ist der bessere Meyer-Brockhaus. Daran zweifelt nach 15 Jahren vermutlich niemand mehr. Den Studierenden müssen wir hingegen immer noch klar machen, das ein Konversationslexikon nur das Fundament bildet, auf dem die Forschungstätigkeit aufsetzt.
Weiterlesen: Der VÖB-Blog hat einige Pressebeiträge zusammengetragen (Spiegel, Süddeusche usw.).
Nach 244 Jahren haben sich die Verleger der Encyclopedia Britannica dazu entschlossen, die Druckerpressen anzuhalten und sich künftig deren online Services zu widmen – vielleicht schon etwas zu spät. Wikipedia ist inzwischen stark gewachsen und die meisten Studenten nutzen dieses Nachschlagewerk bereits als Standard-Informationsquelle. So ist auch mein erster “Griff” meist zu Wikipedia, um schnell etwas nachzuschlagen.
Gastbeitrag von Prof. Dr. Beat Näf
Leiter des Kolloquiums Mit dem Internet in die Römerzeit. Antike Quellen und moderne Auswertung, Historisches Seminar, Universität Zürich
Marcus Cyron (Berlin) schreibt sei vielen Jahren für Wikipedia. Nicht nur einen Beitrag hat er verfasst, nein: tausende von Artikeln stammen von ihm. Unter anderem hat er in Wikipedia antike Monumente – etwa aus Pergamon – behandelt. Immer wieder gibt er Biographien berühmter und weniger berühmter Altertumswissenschaftler ein. Die weniger bekannten Gelehrten zu entdecken fasziniert ihn dabei ebenso wie die Auseinandersetzung mit Grössen des Faches.
Im laufenden Frühlingssemester haben wir ihn ins Kolloquium Mit dem Internet in die Römerzeit. Antike Quellen und moderne Auswertung an die Universität Zürich eingeladen. Das Kolloquium befasst sich mit der Art und Weise, wie das Altertum mit Hilfe der im Internet behandelten Medien erschlossen wird. Teilnehmerinnen und Teilnehmer entwickeln auch eigene Projekte und wenden die neuen Techniken an: Blogs, Datenbanken, Facebook, Internetsites, Podcastes, Videos – oder eben Wikipedia. Continue reading Nützt Wikipedia einem Studium der Geschichte?
Gastbeitrag von Jan Hosmann
Student des Kolloquiums Mit dem Internet in die Römerzeit FS 2012, Historisches Seminar, Universität Zürich
Am Montag 19. März 2012 stand die Sitzung des Kolloquiums Mit dem Internet in die Römerzeit, das Professor Beat Näf veranstaltet, ganz im Zeichen von Wikipedia. Als Gast war aus diesem Grund der Wikipedia-Autor und -„Administrator“ (seit 2005) Markus Cyron zugegen, der Rede und Antwort zu Themen rund um die Online-Enzyklopädie stand. Als Altertumswissenschaftler hatte er bereits im Juni 2011 in Göttingen eine Tagung zum Thema Wikipedia trifft Altertum mitveranstaltet, die sich breiten Zuspruchs erfreute und bei der auch Beat Näf vorgetragen hatte.
Jane Hart (C4LPT) hat die Ergebnisse der 5. Umfrage der beliebtesten Tools für Lehre und Lernen veröffentlicht. Dazu wurden 531 Bildungsfachleute weltweit befragt, welche Tools und Services ihres Erachtens für Lernen und Lehren am besten geeignet sind. Die Ergebnisse sind m. M. sehr interessant.
Ein Wiki ist ein Hypertextsystem. Es ist eine Ansammlung von Webseiten , die miteinander verlinkt sind und zusammengehören. Das Wiki kann von unterschiedlichen Personen nicht nur gelesen, sondern auch unkompliziert bearbeitet werden. Das bekannteste Wiki ist Wikipedia. In dieser freien Enzyklopädie kann jeder Beiträge schreiben und bearbeiten.
Der Begriff “Wiki” kommt aus dem Hawaianischen und bedeutet schnell. Ein Wiki wird manchmal auch WikiWiki oder WikiWeb genannt.
Merkmale eines Wikis
Einfaches Einfügen von Links und Querverweisen,
Integration von Text, Grafik, Bild, Video oder Präsentationen (Folien),
Beschlagwortung der Wiki-Webseiten (Tagging),
Suchfunktion,
Einfache Veränderbarkeit durch mehrere AutorInnen,
Versionenmanagement,
Kommentarfunktion oder Diskussionsforen,
Kommunikation durch E-Mail-Versand.
Vorläufer – “WikiWikiWeb” von Ward Cunningham
Vorläufer des uns bekannten Wiki ist Ward Cunninghams WikiWikiWeb (1995). Der US-amerikanischer Softwareautor (*1949) wurde vom HyperCard-System von Apple beeinflusst. Dadurch konnten auf einfache Weise schnell Hypertexte (neue Karten) erstellt werden. [Wikipedia]
Grundlegende Überlegungen für die Praxis
Bei der Erstellung eines Wikis wird die inhaltliche Verantwortung auf die Wiki-Autoren übertragen. Es ist deshalb besonders wichtig, vorab genau zu definieren:
welche Aufgaben den Teilnehmern zukommt,
welche thematischen Inhalte bearbeitet werden sollen,
was von den Teilnehmern erwartet wird und
wann die Arbeit abgeschlossen sein muss.
Wichtig ist es auch den Teilnehmern Spielregeln für die Arbeit zu kommunizieren, die eine reibungslose Zusammenarbeit ermöglichen und das Frustrationspotential minimieren. Ein Wiki ist ein Gemeinschaftswerk, das an jeden Einzelnen spezielle Anforderungen stellt und ein gewisses Mass an Disziplin abverlangt.
[Maier-Häfele & Häfele 2005, S. 55ff]
Wikiquette
Für eine gute Zusammenarbeit der Wiki-Autoren, sollten sich alle Beteiligten an die so genannte Wikiquette halten. Zu dieser zählen nach Maier-Häfele & Häfele (2005, S. 58) folgende fünf Punkte:
“Werke, die im Wiki-Web erstellt werden, sind gemeinsame Werke aller Beteiligten.
Es gibt kein Urheberrecht auf eingestellte Inhalte.
Wenn verschiedene Meinungen über Inhalte bestehen, die sich nach Diskussionen nicht vereinen lassen, überschreibt man die Gegenmeinung nicht, sondern schreibt eine zusätzliche ‘Gegenstellung’ auf die Wiki-Seite.
Wenn gemeinsam im Wiki-Web gearbeitet wird, schaut man mindestens 3 x wöchentlich auf der Seite vorbei, zumindest, um gestellte Fragen zu beantworten.
Beim Umgang miteinander hält sich jeder an die allgemein im Netz übliche Netiquette.”
Aufgaben der Dozierenden oder Tutoren
Regelmässiger Besuch aktiver Seiten, um nach dem “Rechten” zu sehen;
Kommentare abgeben und Fragen beantworten;
Teilnehmer darauf hinweisen, dass ältere Versionen der Seiten jederzeit einsehbar und reaktivierbar sind.
[Maier-Häfele & Häfele 2005, S. 58]
Einsatz von Wikis in Lehre und Forschung (Anwendungsszenarien)
Komplexe und umfangreiche Fachthemen seriös und tiefgehend aufbereiten;
Gemeinsames Arbeiten in der Gruppe ermöglichen und durchführen;
Kollaboratives Lernen anregen und unterstützen;
Erstellung von Projektanträgen;
Erstellung von Forschungsberichten einer Forschergruppe;
Gemeinschaftilches Erstellen einer Projekt- oder Abschlussarbeit (Gruppenarbeit);
Aufarbeitung von vorlesungsrelevanten Themen in der Lehrveranstaltung (Projektwiki)
Fragen zum Inhalt der Lehrveranstaltung generieren und beantworten.
Einsatzszenarien für ein Wiki im Unterricht aus dem ELBA – E-Learning Baukasten
Am 19.01.11 führten wir eine Informations-Veranstaltung zum Thema „Social Web in Lehre und Forschung“ durch. Die Veranstaltung war sehr gut besucht und es wurden interessante Diskussionen geführt. U.a. wurde über Copyright gesprochen, aber auch Open Educational Resources (OER) und Open Eduactional Content (OEC) waren in diesem Zusammenhang Thema.