Geobrowser sind Visualisierungstools zur Darstellung von geographischen Punkten oder Routen. In den Geisteswissenschaften können sie unter anderem gewinnbringend für Forschungsfragen eingesetzt werden. Durch die umfassende geographische Visualisierung erschliessen sich oftmals neue Zusammenhänge oder Fragestellungen. So kann man beispielsweise mithilfe eines Textkorpus evaluieren, welche Adjektive gehäuft bei der Beschreibung einer bestimmten Ortschaft vorkommen, oder an welchen Orten die meisten Handschriften gefunden wurden.
Im Folgenden sollen vier webbasierte Tools zur geographischen Visualisierung kurz mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt werden: DARIAH DE Geobrowser, Palladio, Nodegoat, sowie Google My Maps.
DARIAH DE Geobrowser
Der DARIAH DE Geobrowser wird zuerst mit einer CSV-Datei, in der mindestens die Längen- und Breitengrade sowie der Name oder eine Adresse vermerkt sind, gespiesen. Wenn die Koordinaten nicht bekannt sind, kann man diese mithilfe der “Geolocation Completion” so gut wie möglich ergänzen lassen. Die Eingabedaten werden auf dem DARIAH DE Server gespeichert und lassen sich auch noch im Nachhinein modifizieren. Als Standardkarte wird die “Open Street Map” verwendet, auf welcher die eingegebenen Koordinaten geladen werden. Weitere Karten stehen zur Verfügung und können auch als Beitrag der Benutzer an das Projekt für die Zukunft eingepflegt werden. Der DARIAH DE Geobrowser lässt sich sehr einfach in eine eigene Webseite einbinden und ist dabei interaktiv bedienbar. Zudem hat der DARIAH DE Geobrowser eine Timeline-Funktion, in der die entsprechenden geographischen Punkte auch nach Zeitabschnitten sortiert dargestellt werden kann. Nachteil: derzeit sind keine Routen darstellbar. Ein Beispiel für die von uns eingesetzte Verwendung von DARIAH DE Geobrowser ist hier zu finden.
Palladio
Palladio wird mit den Daten einer CSV-Datei oder eines Spreadsheets (z.B. Excel-Tabelle) mittels copy-paste geladen. Notwendig sind die Angaben von Längen- und Breitengraden als ein einzelner, zusammengefasster Koordinaten-Wert (Latlong) pro Eintrag. Sinnvoll ist natürlich auch ein korrespondierender Name. Weitere Tabellen mit Informationen wie Details zu Personen, beschreibende Texte, Jahreszahlen etc. lassen sich auch später noch nachladen. Die Daten können als CSV-Datei exportiert werden. Es ist ausserdem möglich, die einzelnen Punkte zu Routen zu verbinden, indem man pro Eintrag die Start- und Zielkoordinaten eingibt. Zudem lassen sich zu den einzelnen Einträgen auch Bilder hochladen oder weitere Informationen verlinken. In der Graphen-Ansicht sind die Beziehungen von Punkten auch abseits einer Karte visualisiert und können als SVG exportieren werden. Nachteil: Palladio lässt sich nicht interaktiv in eine Webseite einbinden, lediglich Snapshots sind möglich.
Nodegoat
Nodegoat ist ein mächtiges Tool zur Visualisierung von Beziehungen von Objekten, unter anderem auch von geographischen Punkten. Der Fokus liegt allerdings mehr auf der Datenverwaltung als auf der Visualisierung. Ein Login ist notwendig, was je mach Verwendungszweck ein Vor- oder auch ein Nachteil sein kann. Ein weiterer Nachteil bei einer bereits bestehenden Datenbank ist, dass die Datenbank zur Verwendung komplett neu in Nodegoat aufgebaut werden muss. Ein Import der Daten kann allerdings mit den Formaten XML, JSON oder CSV gemacht werden. Sieht man über diese zwei Dinge hinweg oder sind sie für das Projekt nicht störend, hat man mit Nodegoat definitiv das stärkste Tool aus der Reihe vor sich. Beziehungen jeglicher Art zwischen beliebigen Objekten lassen sich recht einfach herstellen, z.B. ein Briefwechsel oder Verwandtschaftsbeziehungen, welche wiederum geographisch verortet und visualisiert werden können. Nodegoat kann auch auf einem instituts-eigenen Server betrieben werden. Ein Export der Daten in eine CSV-Datei ist möglich.
Google My Maps
In Google Maps ist es möglich, mit “My Maps” Karten mit individuellen Markierungen zu erstellen. Über eine Import-Funktion lassen sich im Voraus präparierte Excel-Tabellen hochladen, in der Koordinaten in Form von Längen- und Breitengraden, sowie ein Name und weitere, optionale Informationen eingefügt werden können. Die Informationen werden von Google Maps automatisch auf die Karte geladen. Mittels des Tools “Linien Zeichen” kann man danach zumindest von Hand Routen einzeichnen. Mit “Route hinzufügen” und der Angabe eines Start- und Endpunktes, sowie eines Fortbewegungsmittels, lassen sich die gewohnten Funktionen von Google Maps nutzen. Man kann die Karte in eine Webseite einbetten und in das KML-Format exportieren. Nachteil: um eine Karte in “My Maps” zu erstellen, braucht man ein Google Konto.
Weitere Möglichkeiten…
… um geographische Informationen darstellen zu lassen, sind natürlich immer auch diverse GIS-Tools. Allerdings sind diese für die meisten kleineren geisteswissenschaftlichen Projekte zu komplex, zu teuer und zu umständlich.